Inflationary Supply
Der 'Inflationary Supply' oder die Bitcoin-Inflation: Entstehung, Mechanismen und Bedeutung
Stell dir vor, du bekommst jedes Jahr ein Stück Schokolade weniger, obwohl du gleich viel arbeitest. So ähnlich funktioniert Inflation – deine Kaufkraft schwindet, während die Menge an verfügbarem Geld wächst. Bei Bitcoin läuft das jedoch ganz anders. Die maximale Anzahl an Bitcoin ist technisch begrenzt – auf exakt 21 Millionen Einheiten. Trotzdem: Auch bei Bitcoin gibt es so etwas wie Inflation. Die wird jedoch nicht durch Politik oder Banken, sondern durch Mathematik und Code geregelt.
Metapher: Stell dir einen riesigen Sandkasten vor. Er enthält exakt 21 Millionen Sandkörner. Anfangs schaufeln viele mit großen Schaufeln neue Körner ans Licht – später werden die Körner kleiner, seltener und schwieriger zu finden. Irgendwann bleibt der Sandkasten einfach leer.
In diesem Artikel erfährst du:
- Was „inflationary supply“ bei Bitcoin bedeutet,
- wie sich die Bitcoin-Inflation historisch entwickelt hat,
- warum sie sich von Fiatgeld-Inflation unterscheidet,
- und welche technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Implikationen sich daraus ergeben.
Analyse des Sachverhalts
Inflation bezeichnet in klassischen Volkswirtschaften meist die Kaufkraftminderung einer Währung durch Erhöhung der Geldmenge. In Fiatsystemen wie dem Euro oder Dollar erfolgt das meist durch Entscheidungen der Zentralbank, z. B. durch Zinssenkungen oder Anleihekäufe.
Im Gegensatz dazu ist die „Inflation“ bei Bitcoin strukturell eingebaut und meint:
- die regelmäßige Ausgabe neuer Coins im Verhältnis zum vorhandenen Bestand,
- nicht den Anstieg von Preisen, sondern die Wachstumsrate des Angebots.
Beispiel: Wenn es aktuell 15 Millionen Bitcoin gibt und im Jahr 450.000 neue hinzukommen, beträgt die Bitcoin-Inflationsrate 3 %. Im Folgejahr sind es 300.000 → nur noch 1,94 %.
Was bedeutet inflationary Supply bei Bitcoin?
Obwohl Bitcoin eine maximale Menge von 21 Millionen hat, war es in seiner Anfangsphase ein klassisches inflationäres System. Es wurden täglich Tausende neuer Coins erzeugt – vor allem durch den Mining-Prozess.
- Diese Phase wird als inflationary supply bezeichnet – also eine steigende Umlaufmenge.
- Die Inflationsrate war dabei anfangs extrem hoch und sinkt durch das Halving stetig ab.
- Langfristig ist das System sogar deflationär, weil keine neuen Coins mehr hinzukommen und verlorene Bitcoin das Angebot verringern.
Metapher: Denk an eine Lotterie mit 21 Millionen Gewinnlosen. Am Anfang werden jede Woche Tausende Lose ausgegeben – später nur noch wenige Hundert. Je weniger neue Lose erscheinen, desto wertvoller werden die alten.
Denkanstoß: Was bedeutet es für dich als Investor, dass dein Anteil an der Gesamtmenge durch neue Ausgabe anfangs stark verdünnt wird – später aber kaum noch?
Theoretische Grundlagen
- Begrenzte Geldmenge: Es können nie mehr als 21 Millionen Bitcoin entstehen.
- Mining: Neue Coins entstehen, wenn Miner komplexe Rechenaufgaben lösen.
- Block Reward: Miner erhalten neu geschaffene Bitcoin als Belohnung – die sogenannte Blockbelohnung.
- Halving: Alle 210.000 Blöcke halbiert sich diese Belohnung – das reduziert die Inflationsrate exponentiell.
Beispiel: Stell dir eine Schatztruhe vor, die sich mit jeder Öffnung nur zur Hälfte öffnet. Beim ersten Mal bekommst du 100 Goldmünzen, beim nächsten nur 50, dann 25 ... irgendwann gar keine mehr.
Historische Entwicklung der Bitcoin-Inflationsrate
Die Inflationsrate von Bitcoin sinkt kontinuierlich über die Jahre hinweg – ein Effekt, der auf die programmierte Halbierung der Blockbelohnung (engl. Halving) zurückzuführen ist. Dies unterscheidet Bitcoin fundamental von staatlichen Währungen und selbst von inflationsarmen Rohstoffen wie Gold.
Zeitleiste der Halvings:
- 2009–2012: 50 BTC pro Block → Inflationsrate > 25 %
- 2012–2016: 25 BTC → ~10 %
- 2016–2020: 12,5 BTC → ~4–5 %
- 2020–2024: 6,25 BTC → ~1,8 %
- 2024–2028: 3,125 BTC → ~0,8 %
- Ab 2140: Kein neuer Coin mehr → Inflation = 0
Metapher: Stell dir einen Brunnen vor, der früher kräftig sprudelte – mit der Zeit wird der Wasserfluss schwächer, bis der Brunnen schließlich trocken ist. Genau so verhält es sich mit der Bitcoin-Neuschöpfung. Was früher ein stetiger Zufluss neuer Bitcoin war, wird zu einem Rinnsal und endet schließlich ganz – ein bewusster Schutzmechanismus gegen monetäre Inflation.
Vergleich: Bitcoin vs. Gold als Inflationsschutz
Während Bitcoin durch einen algorithmisch festgelegten Emissionsplan eine vollständig vorhersehbare Deflation aufweist, basiert die Gold-Inflation auf physischer Förderung. Diese ist zwar ebenfalls limitiert, aber nicht exakt begrenzt.
- Die jährliche Inflationsrate von Gold liegt seit Jahrzehnten relativ konstant bei etwa 1,5 % bis 2,0 %, da die globale Fördermenge nur begrenzt ausgedehnt werden kann (→ Quellenangabe: Gold Market Primer: Market size and structure, abgerufen 2025).
- Im Vergleich dazu wird die Bitcoin-Inflation nach dem Halving 2024 bereits unter 1 % liegen – und fällt bis 2032 unter 0,2 %.
Beispiel/Metapher: Stell dir zwei Uhren vor: Die eine (Bitcoin) tickt streng nach Plan und zeigt dir, wann der letzte Tropfen ausgegeben wird. Die andere (Gold) läuft zwar sehr präzise, aber ihre Batterie (Förderung) kann durch neue Minentechnologien leicht angepasst werden.
Zusammenfassung des Vergleichs:
- Bitcoin: Algorithmisch begrenzte Gesamtmenge (21 Mio.), klar definierter Halving-Zeitplan, langfristig → 0 % Inflation
- Gold: Physisch begrenzt, aber dynamisch durch neue Förderquellen; langfristig stabil, aber → ~1,5 % - 2,0 % Inflation jährlich
→ Diese Differenz macht Bitcoin insbesondere für langfristige Investoren und Befürworter von Sound Money zu einer immer attraktiveren Alternative.
Denkanstoß: Wenn Gold über Jahrtausende als Wertspeicher diente – könnte Bitcoin durch seine absolute Knappheit in Zukunft sogar überlegen sein?
Haftungsausschluss-Note
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→ Bevor du dich an größere Investbeträge heranwagst, tu mir bitte den Gefallen und lies unbedingt auch meinen Artikel zu Krypto-Scams!
Das Halving und die Reduktion der Inflation
Das Halving ist das zentrale Element der Inflationssteuerung im Bitcoin-System:
- Es findet alle ca. vier Jahre statt (alle 210.000 Blöcke).
- Die Blockbelohnung halbiert sich dabei automatisch.
- Dadurch nimmt das Neuangebot dramatisch ab – die „inflationäre Komponente“ schrumpft.
Beispiel: Wenn du alle vier Jahre nur noch halb so viele Bonbons bekommst, steigt der Wert jedes einzelnen Bonbons – besonders dann, wenn die Nachfrage gleich bleibt oder steigt.
Warum ist Bitcoin langfristig nicht inflationär?
Anders als Fiatgeld, bei dem die Geldmenge nahezu unbegrenzt erweitert werden kann, ist das Angebot bei Bitcoin absolut begrenzt:
- Die maximale Menge liegt bei genau 21 Millionen Bitcoin.
- Nach dem Jahr 2140 wird es keine neuen Coins mehr geben.
- Damit ist keine klassische Inflation mehr möglich – das System wird deflationär.
Denkanstoß: Was passiert mit einer Währung, die vollständig ausgegeben ist? Werden Besitzer sie lieber horten statt ausgeben – und welche Konsequenzen hat das für ein Wirtschaftssystem?
Praktische Anwendungen und wirtschaftliche Auswirkungen
- Vertrauen durch Planbarkeit: Die transparente Emissionsrate erzeugt Vertrauen – besonders in Ländern mit hoher Inflation.
- Bitcoin als Wertspeicher: Wegen seiner begrenzten Verfügbarkeit wird Bitcoin oft mit Gold verglichen.
- Einfluss auf Preisbildung: Wenn das Angebot sinkt und die Nachfrage steigt, dann ...
- Zukünftiger Anreiz für Miner: Nach 2140 gibt es keine neuen Coins mehr – Miner verdienen dann nur noch durch Transaktionsgebühren.
Metapher: Denk an eine limitierte Auflage von 21 Millionen Sammlerbriefmarken. Je seltener sie werden, desto begehrter werden sie – zumindest, solange Menschen Interesse daran haben.
Vergleich mit Fiat-Inflation
Fiatwährungen wie Euro oder Dollar unterliegen einer dynamischen Geldmengensteuerung durch Zentralbanken.
Vergleichstabelle:
- Bitcoin: feste Geldmenge, programmierte Ausgabe, deflationär
- Fiatgeld: flexible Geldmenge, politisch gesteuert, inflationär
- Bitcoin: Vertrauen in Technik (Code)
- Fiatgeld: Vertrauen in Institutionen (Staat, Zentralbank)
Denkanstoß: Wenn du heute 1.000 € sparst – wie viel bleibt davon in 10 Jahren übrig? Und was wäre, wenn du stattdessen einen Anteil an einem deflationären Gut wie Bitcoin hältst?
Technologische Grundlagen der Inflationssteuerung
- Die Inflationsrate ist technisch im Bitcoin-Code festgelegt.
- Nur mit einem Konsens aller Netzwerkteilnehmer können Änderungen vorgenommen werden.
- Dadurch ist das System besonders resistent gegen Manipulation und Inflation durch Eingriffe.
Beispiel: Stell dir einen Kaffeeautomaten in der Büroküche vor: Zu Beginn füllt er alle zehn Minuten eine randvolle Tasse; nach vier Wochen liefert derselbe Mechanismus nur noch einen halben Becher, nach weiteren vier Wochen ein Viertel, dann ein Achtel und so weiter – stets halbiert sich die Menge, die in den Becher plätschert. Mit jedem Vier-Wochen-Takt hörst du das Glucksen leiser werden, bis schließlich nur noch selten ein einzelner Tropfen fällt und der Automat nach dem letzten Schluck für immer verstummt.
Gesellschaftliche Bedeutung
- In Ländern mit Hyperinflation (z. B. Venezuela) ist Bitcoin ein alternatives Wertaufbewahrungsmittel.
- Es schafft finanzielle Teilhabe ohne zentrale Autorität – insbesondere für unbanked people.
- Aber: Die Deflation birgt auch Risiken – etwa, dass Menschen Geld horten statt es auszugeben.
Zukunftsaussichten und Herausforderungen
- Nach 2140 sind keine neuen Coins mehr möglich → das System lebt nur noch von Transaktionsgebühren.
- Wenn diese Gebühren zu niedrig sind, könnten Miner aussteigen → Gefahr für die Netzwerksicherheit.
- Staaten könnten versuchen, das deflationäre Modell durch Regulierung einzuschränken.
Interdisziplinäre Perspektiven
- Ökonomie: Bitcoin als radikale Umsetzung monetärer Knappheit.
- Informatik: Protokollierte Geldpolitik ohne Menschen.
- Soziologie: Vertrauen in Code statt in Institutionen.
- Philosophie: Was ist Geld – Tauschmittel, Wertaufbewahrung oder Informationssystem?
Wissenswertes
- Bitcoin hat eine fix kodierte maximale Menge von 21 Millionen Coins.
- Die inflationäre Phase war nur zu Beginn – mittlerweile sinkt die Inflationsrate unter 1 %.
- Viele Bitcoin sind durch verlorene Schlüssel dauerhaft aus dem Umlauf – faktische Deflation.
- Der kleinste Teil eines Bitcoin ist der Satoshi – 0,00000001 BTC.
- Die Blockbelohnung halbiert sich alle 4 Jahre – aktuell (Stand 2025): 3,125 BTC.
- Nach 2140 werden Miner nur noch durch Transaktionsgebühren vergütet.
- Zentralbanken entwickeln eigene CBDCs als Antwort auf deflationäre Kryptos.
- Bitcoin ist das erste System mit vollständig programmierter, planbarer „Inflation“.
Wissen - kurz & kompakt
- Die inflationäre Komponente von Bitcoin ergibt sich aus der regelmäßigen Ausgabe neuer Coins.
- Durch das Halving sinkt diese Rate alle vier Jahre und tendiert gegen null.
- Insgesamt können nie mehr als 21 Millionen Bitcoin existieren – keine klassische Inflation möglich.
- Das macht Bitcoin zu einem digitalen Wertspeicher, besonders in instabilen Wirtschaftssystemen.
- Nach 2140 lebt das Netzwerk nur noch von Gebühren – eine neue Phase beginnt.
Glossar
- Bitcoin: Dezentrale digitale Währung mit begrenztem Angebot und deflationärem Charakter.
- Inflation: Steigerung der Geldmenge → Kaufkraftverlust bei klassischem Fiatgeld.
- Inflationary Supply: Phase der Erhöhung der Umlaufmenge durch Mining neuer Coins.
- Deflation: Rückgang der Geldmenge – kann zu steigender Kaufkraft führen.
- Fiatgeld: Staatlich ausgegebene Währung ohne inneren Wert (z. B. Euro, US-Dollar).
- Halving: Ereignis im Bitcoin-Protokoll, bei dem sich der Block Reward halbiert.
- Block Reward: Belohnung für Miner – bestehend aus neu erzeugten Bitcoin und Gebühren.
- Mining: Rechenintensiver Prozess zur Validierung von Transaktionen und Erzeugung neuer Bitcoin.
- Zentralbank: Staatliche Institution zur Steuerung der Geldpolitik.
- Konsensmechanismus: System zur Einigung aller Netzwerkteilnehmer auf die Gültigkeit von Transaktionen.
- Satoshi: Kleinste Einheit von Bitcoin – ein Hundertmillionstel BTC.
- Wertspeicher: Funktion von Geld, langfristig Kaufkraft zu bewahren.
- CBDC: Digitale Zentralbankwährung als staatlich kontrolliertes Gegenmodell zu dezentralen Kryptowährungen.
Denkanstöße und weiterführende Fragen
- Welche Vor- und Nachteile bietet ein vollständig deflationäres Geldsystem?
- Wie verändert sich wirtschaftliches Verhalten, wenn das Geld „wertvoller“ statt „weniger wert“ wird?
- Wird Bitcoin langfristig als Zahlungsmittel oder eher als digitales Gold genutzt?
- Ist die reine technische Steuerung einer Geldmenge ein besseres Modell als menschliche Kontrolle?
- Könnten auch staatliche Währungen künftig mit programmierbaren Geldmengen experimentieren?
oder
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