Geldschöpfung
Geldschöpfung
Geldschöpfung beschreibt den Prozess, durch den neues Geld in einer Volkswirtschaft entsteht. Dieser Vorgang wird hauptsächlich von Geschäftsbanken und Zentralbanken durchgeführt. Es gibt zwei Hauptformen der Geldschöpfung: die Giralgeldschöpfung durch die Vergabe von Krediten durch Geschäftsbanken und die Zentralbankgeldschöpfung durch Maßnahmen der Zentralbank, wie die Ausgabe von Bargeld oder die Bereitstellung von Reserven.
Arten der Geldschöpfung
Es gibt zwei wesentliche Arten der Geldschöpfung:
- Giralgeldschöpfung: Geschäftsbanken schaffen neues Geld, indem sie Kredite vergeben. Wenn eine Bank einem Kunden einen Kredit gewährt, wird der Kreditbetrag auf das Konto des Kunden gutgeschrieben, wodurch neues Giralgeld entsteht. Dieses Geld existiert nur als Buchgeld, nicht als physisches Bargeld.
- Zentralbankgeldschöpfung: Zentralbanken sind für die Schöpfung von Zentralbankgeld verantwortlich. Sie schaffen neues Geld durch die Ausgabe von Bargeld oder durch die Bereitstellung von Reserven an Geschäftsbanken. Zentralbankgeld bildet die Grundlage für die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken.
Geldschöpfungsmultiplikator
Ein wichtiger Mechanismus der Geldschöpfung ist der Geldschöpfungsmultiplikator. Er beschreibt, wie viel zusätzliches Geld durch die Kreditvergabe von Geschäftsbanken entstehen kann. Da Banken nur einen Teil der Einlagen als Reserve halten müssen (Mindestreserve), können sie den Rest für Kredite verwenden, was zu einer Vermehrung des Giralgeldes führt. Diese Kreditvergabe vergrößert die Geldmenge in der Wirtschaft.
Beispiel: Stell dir vor, die Banken sind wie Bäcker, die Teig (Geld) backen. Sie müssen nur eine kleine Menge Teig als Reserve zurückbehalten, den Rest können sie weiterverleihen. Mit jedem Kredit entsteht so mehr „Brot“ in der Wirtschaft, also mehr Geld, das in Umlauf gebracht wird.
Rolle der Zentralbank
Die Zentralbank steuert die Geldschöpfung durch die Festlegung von Leitzinsen und die Regulierung der Mindestreserveanforderungen. Ein niedriger Leitzins fördert die Kreditvergabe, da die Kosten für die Aufnahme von Krediten sinken, was die Giralgeldschöpfung verstärken kann. Eine Erhöhung der Mindestreserve hingegen schränkt die Fähigkeit der Banken ein, Kredite zu vergeben, und verringert damit die Geldschöpfung.
Denkanstoß: Was würde passieren, wenn die Zentralbank die Zinsen auf ein Rekordtief senkt? Würde das deine Entscheidung, einen Kredit aufzunehmen, beeinflussen?
Kritik an der Geldschöpfung
Die Geldschöpfung ist oft Gegenstand von Diskussionen und Kritik, insbesondere im Zusammenhang mit der Giralgeldschöpfung durch private Geschäftsbanken. Kritiker argumentieren, dass dieses System zur Inflation beitragen und Finanzkrisen begünstigen kann, wenn die Kreditvergabe außer Kontrolle gerät. Einige Ökonomen fordern daher eine stärkere Kontrolle der Geldschöpfung durch die Zentralbanken oder sogar die Abschaffung der privaten Giralgeldschöpfung.
Metapher: Stell dir vor, du hast eine Pumpe, mit der du Luft in einen Ballon pumpst. Wenn du zu viel Luft hineinpumpst, platzt der Ballon. Ähnlich kann die unkontrollierte Schaffung von Geld zur „Überhitzung“ der Wirtschaft führen und finanzielle Krisen auslösen.
Wissenswertes
- Die Giralgeldschöpfung kann nur stattfinden, wenn Banken einen Teil ihrer Einlagen als Mindestreserve behalten.
- Zentralbanken steuern die Geldmenge indirekt über Leitzinsen und Mindestreserveanforderungen.
- Eine zu starke Geldschöpfung kann zur Inflation führen, bei der der Wert des Geldes abnimmt.
- Die Kreditvergabe spielt eine zentrale Rolle in der modernen Geldschöpfung, da sie den Prozess der Giralgeldvermehrung antreibt.
- Viele moderne Krisen, wie die Finanzkrise 2008, wurden durch exzessive Geldschöpfung und unkontrollierte Kreditvergabe ausgelöst.
Wissen – kurz & kompakt
- Geldschöpfung ist der Prozess, durch den neues Geld in einer Volkswirtschaft geschaffen wird, entweder durch Zentralbanken oder Geschäftsbanken.
- Die Giralgeldschöpfung erfolgt durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken, während die Zentralbankgeldschöpfung durch die Ausgabe von Bargeld und die Bereitstellung von Reserven durch die Zentralbank erfolgt.
- Ein Geldschöpfungsmultiplikator beschreibt, wie sich durch Kreditvergabe neues Buchgeld in der Wirtschaft vermehrt.
- Zentralbanken beeinflussen die Geldschöpfung durch Leitzinsen und Mindestreserveanforderungen.
Glossar
- Geldschöpfung: Der Prozess, durch den neues Geld in einer Volkswirtschaft entsteht, hauptsächlich durch Kreditvergabe von Geschäftsbanken und durch Maßnahmen der Zentralbanken.
- Giralgeldschöpfung: Die Schaffung von neuem Giralgeld durch die Vergabe von Krediten durch Geschäftsbanken. Dabei wird neues Geld auf Konten gutgeschrieben, das nur als Buchgeld existiert.
- Zentralbankgeld: Geld, das von der Zentralbank geschaffen wird, wie z. B. Bargeld oder Bankreserven, die für Transaktionen zwischen Banken verwendet werden.
- Buchgeld: Nicht-physisches Geld, das digital auf Bankkonten existiert. Es wird durch Transaktionen und Buchungen zwischen Banken bewegt.
- Bargeld: Physische Form von Geld, also Münzen und Banknoten (auch Papiergeld genannt), die direkt als Zahlungsmittel verwendet werden können.
- Papiergeld: Physische Form des Geldes in Form von Banknoten. Es ist eine staatlich anerkannte Währung, die von der Zentralbank ausgegeben wird.
- Giralgeld: Buchgeld, das auf Bankkonten geführt wird und durch Überweisungen oder Kartenzahlungen transferiert werden kann. Es existiert nur digital und nicht als physisches Bargeld.
- Geldschöpfungsmultiplikator: Ein Mechanismus, der beschreibt, wie sich durch Kreditvergabe neues Giralgeld in der Wirtschaft vermehrt. Banken müssen nur einen Teil ihrer Einlagen als Reserve halten und können den Rest für Kredite verwenden.
- Leitzins: Der von der Zentralbank festgelegte Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank aufnehmen können. Er beeinflusst die Höhe der Kreditvergabe und damit die Geldschöpfung.
- Inflation: Ein anhaltender Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, der den Wert des Geldes verringert, weil mehr Geld für die gleichen Güter benötigt wird.
- Mindestreserve: Der Anteil der Einlagen, den Banken als Reserve bei der Zentralbank halten müssen. Eine höhere Mindestreserve schränkt die Geldschöpfung durch die Banken ein.
- Kreditvergabe: Der Prozess, bei dem Banken Kredite an Kunden vergeben und dadurch neues Giralgeld schaffen. Das Geld wird auf das Konto des Kreditnehmers gutgeschrieben.
- Zentralbank: Eine staatliche Institution, die das Geldwesen eines Landes oder Währungsraums überwacht, einschließlich der Ausgabe von Bargeld und der Festlegung von Geldpolitik.
- Finanzkrisen: Wirtschaftliche Krisen, die durch den Zusammenbruch von Banken oder Kreditmärkten entstehen, oft aufgrund übermäßiger Kreditvergabe und unkontrollierter Geldschöpfung.
- Zentralbankgeldschöpfung: Der Prozess, durch den die Zentralbank neues Geld in Umlauf bringt, etwa durch die Ausgabe von Bargeld oder die Bereitstellung von Reserven für Banken.
- Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs): Digitale Währungen, die von einer Zentralbank ausgegeben werden und eine Ergänzung oder Alternative zu Bargeld und Buchgeld darstellen könnten.
Denkanstöße und weiterführende Fragen
- Wie könnte eine stärkere Kontrolle der Geldschöpfung durch Zentralbanken zu mehr finanzieller Stabilität in Krisenzeiten führen?
- Welche Auswirkungen hat die Giralgeldschöpfung auf die Inflation in einer Volkswirtschaft?
- Wie könnten digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) den Prozess der Geldschöpfung in Zukunft beeinflussen?
- Welche Risiken birgt die unkontrollierte Kreditvergabe für die Stabilität des Finanzsystems?