Sell in May and go away, but remember come back in September
Sell in May and go away. But remember come back in September
Der Spruch „Sell in May and go away, but remember come back in September“ ist eine der bekanntesten Börsenweisheiten und bezieht sich auf saisonale Muster an den Finanzmärkten. Er legt Anlegern nahe, ihre Positionen im Mai zu verkaufen und den Sommer über abzuwarten, um dann im September wieder einzusteigen. Diese Strategie beruht auf der Annahme, dass Aktienmärkte während der Sommermonate schlechter abschneiden, während im Herbst und Winter wieder bessere Renditen zu erwarten sind. Doch was steckt hinter dieser Regel, und wie relevant ist sie heute noch?
Einführung in die Börsenweisheit 'Sell in May'
Die Börsenregel „Sell in May and go away“ stammt ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum und spiegelt eine weit verbreitete Beobachtung wider: Historisch gesehen tendieren die Börsen in den Sommermonaten dazu, schlechter abzuschneiden als in den übrigen Monaten. Die Ergänzung „But remember come back in September“ ist eine Aufforderung, im Herbst wieder in den Markt einzusteigen, da das letzte Quartal des Jahres oft als besonders profitabel gilt.
Der Hintergrund dieser saisonalen Anomalie liegt vor allem in traditionellen Faktoren. Früher fuhren viele Händler und Investoren in den Sommermonaten in den Urlaub, was zu geringeren Handelsvolumina und geringerer Marktaktivität führte. Doch obwohl sich die Märkte seither stark verändert haben und globale Märkte rund um die Uhr aktiv sind, bleibt die Weisheit bis heute relevant.
Beispiel: Stell dir vor, du bist Kapitän eines Schiffes. Die Sommermonate stellen aufgrund von Stürmen und rauen Wellen schwierige Bedingungen dar. Anstatt das Risiko einzugehen, legst du in einem sicheren Hafen an und segelst erst im Herbst wieder los, wenn das Wetter stabiler ist.
Historische Entwicklung und Ursprung der Regel
Die Wurzeln der „Sell in May“-Strategie reichen weit zurück. Die Regel basiert auf der Beobachtung, dass der Zeitraum von November bis April tendenziell stärkere Börsengewinne verzeichnet als der Zeitraum von Mai bis Oktober. Besonders in den USA und Europa zeigte sich dieses Muster über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder.
Ein möglicher historischer Ursprung liegt im Landwirtschaftszyklus. Früher konzentrierte sich die wirtschaftliche Aktivität im Winterhalbjahr, während der Sommer für Erntearbeiten und Reisen genutzt wurde. In dieser Zeit sank oft das Handelsvolumen, was zu geringeren Gewinnen an den Börsen führte. Auch institutionelle Investoren, wie Fondsmanager, neigten dazu, ihre Portfolios im Sommer defensiver zu gestalten, was zur Volatilität beitrug.
Denkanstoß: Welche saisonalen Muster könnten in der heutigen globalisierten Welt ähnliche Auswirkungen auf Märkte haben wie der Landwirtschaftszyklus früher?
Wie funktioniert die Strategie?
Die „Sell in May“-Strategie ist einfach: Im Mai verkaufen Anleger ihre Aktienpositionen oder reduzieren ihre Beteiligungen, um in den Sommermonaten nicht von möglichen Kursrückgängen betroffen zu sein. Im September oder Oktober steigen sie dann wieder ein, um von der oft stärkeren Marktentwicklung im letzten Quartal des Jahres zu profitieren.
Der rationale Gedanke hinter dieser Strategie ist, dass Anleger den traditionell volatilen Sommermonaten ausweichen und stattdessen auf stabilere Herbst- und Wintermonate setzen. Doch funktioniert diese Strategie wirklich?
Erfolgsbilanz der „Sell in May“-Regel
Die historische Performance scheint die „Sell in May“-Strategie bis zu einem gewissen Grad zu stützen. Untersuchungen zeigen, dass die Börsen in den Sommermonaten tendenziell schlechter abschneiden als in den restlichen Monaten. Besonders in den großen westlichen Märkten wie den USA und Europa konnte dieses Muster über lange Zeiträume beobachtet werden.
- Performance von Mai bis Oktober: In vielen Studien wird gezeigt, dass der Zeitraum von Mai bis Oktober im Vergleich zum Zeitraum November bis April schwächere Renditen und häufigere Rückschläge aufweist.
- Performance von November bis April: Diese Monate gelten traditionell als starke Börsenphase. Feiertagsbedingt stieg oft das Konsumverhalten, und Unternehmen legten ihre Jahresprognosen vor, was positiv auf die Märkte wirkte.
Beispiel: Eine Studie ergab, dass der durchschnittliche Gewinn zwischen November und April fast doppelt so hoch war wie im Zeitraum Mai bis Oktober. Das ist wie bei einem Restaurant, das im Winter durch Weihnachtsessen boomt, während die Sommermonate vergleichsweise ruhiger sind.
Dennoch ist die Erfolgsbilanz der „Sell in May“-Strategie keineswegs garantiert. In manchen Jahren zeigten die Märkte auch während des Sommers solide Gewinne. Das Muster ist daher statistisch gesehen kein fester Marktmechanismus, sondern eine Tendenz, die nicht in jedem Jahr gleich stark ausgeprägt ist.
Risiken und Kritik der Strategie
Obwohl die „Sell in May“-Strategie in der Vergangenheit oft funktionierte, birgt sie auch Risiken:
- Verpasste Marktchancen: Wer im Mai verkauft und im September zurückkehrt, läuft Gefahr, starke Marktbewegungen zu verpassen. Besonders in stark wachsenden Jahren kann der Sommer durchaus profitabel sein, was zu verpassten Gewinnen führt.
- Transaktionskosten: Das regelmäßige Kaufen und Verkaufen kann hohe Transaktionskosten verursachen, besonders für Privatanleger, die Gebühren anfallen lassen.
- Steuerliche Auswirkungen: Der Verkauf von Aktien kann steuerliche Konsequenzen haben, wenn Gewinne realisiert werden. Das kann die erzielten Erträge schmälern.
Ein weiterer Kritikpunkt an der Strategie ist, dass sie sich auf historische Daten stützt, die nicht immer auf zukünftige Marktbewegungen angewendet werden können. Die Globalisierung und die zunehmende Digitalisierung der Finanzmärkte haben die Dynamik des Handels verändert, sodass die Regel möglicherweise weniger relevant ist als in früheren Zeiten.
Psychologische und saisonale Faktoren
Neben den historischen Daten spielen auch psychologische und saisonale Faktoren eine Rolle bei der „Sell in May“-Strategie. Der Sommer ist oft eine Zeit der Entspannung, in der viele Marktteilnehmer weniger aktiv sind, was zu geringeren Handelsvolumina führen kann. Diese reduzierte Aktivität kann wiederum zu erhöhter Volatilität führen, da große Kursbewegungen weniger Widerstand in Form von Handelsvolumen haben.
Außerdem neigen viele Unternehmen dazu, ihre Jahresprognosen im Herbst zu veröffentlichen, was den Optimismus am Markt steigern kann. Dies könnte erklären, warum die Börsen im letzten Quartal häufig eine starke Performance zeigen.
Anpassungen und moderne Interpretationen
In der heutigen Zeit wird die „Sell in May“-Regel oft in abgewandelter Form genutzt. Anstatt das Portfolio komplett zu liquidieren, setzen viele Investoren auf eine defensivere Strategie, indem sie in weniger volatile Sektoren wie Versorger, Gesundheitswesen oder Edelmetalle investieren. Diese Sektoren neigen dazu, in schwächeren Marktphasen stabiler zu bleiben.
Einige Anleger kombinieren die Regel auch mit der technischen Analyse, um den optimalen Zeitpunkt für den Wiedereinstieg im Herbst zu finden. So könnte man im September nicht sofort investieren, sondern abwarten, bis bestimmte Marktindikatoren wie gleitende Durchschnitte positive Signale geben.
Zukunftsaussichten und Relevanz der Strategie
Die Zukunft der „Sell in May and go away“-Strategie hängt stark von der Weiterentwicklung der Finanzmärkte ab. Die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung haben traditionelle Handelsmuster verändert, sodass saisonale Effekte heute weniger stark ausgeprägt sein könnten. Dennoch bleibt die Strategie für einige Anleger attraktiv, insbesondere für diejenigen, die auf langfristige Trends setzen und in volatilen Phasen defensivere Positionen einnehmen wollen.
Wissenswertes
- Der Begriff „Sell in May and go away“ stammt ursprünglich aus dem britischen Börsenjargon und ist auch als „Halloween-Effekt“ bekannt, da Investoren oft am Halloween-Tag zurückkehren.
- Historische Analysen zeigen, dass der Zeitraum von Mai bis Oktober tendenziell schwächere Renditen erzielt als die Monate November bis April.
- In den letzten Jahren hat die Globalisierung der Finanzmärkte die Saisonalität teilweise abgeschwächt, was die Regel weniger zuverlässig macht.
- Anstatt vollständig zu verkaufen, setzen viele moderne Investoren auf eine Umschichtung in defensivere Sektoren während des Sommers.
Wissen - kurz & kompakt
- Sell in May and go away ist eine saisonale Börsenstrategie, die auf der Annahme basiert, dass die Sommermonate eine schwächere Marktentwicklung zeigen.
- Anleger verkaufen im Mai und investieren im September wieder, um volatilen Sommermärkten zu entgehen.
- Die Regel hat historisch gesehen oft funktioniert, birgt aber Risiken wie verpasste Chancen, hohe Transaktionskosten und steuerliche Folgen.
- Moderne Investoren passen die Strategie an, indem sie auf defensive Anlagen setzen oder technische Indikatoren für den Wiedereinstieg nutzen.
Glossar
- Sell in May and go away: Eine Börsenweisheit, die Anlegern rät, im Mai ihre Positionen zu verkaufen und im Herbst wieder in den Markt einzusteigen.
- Volatilität: Maß für die Schwankungsintensität von Aktienkursen. Hohe Volatilität bedeutet größere Preisschwankungen.
- Transaktionskosten: Gebühren, die beim Kauf und Verkauf von Finanzprodukten wie Aktien entstehen.
- Defensive Sektoren: Branchen, die in unsicheren Marktphasen als stabiler gelten, wie Versorger oder Gesundheitswesen.
- Gleitende Durchschnitte: Ein technischer Indikator, der verwendet wird, um den Durchschnitt eines Aktienkurses über einen bestimmten Zeitraum zu berechnen und Trends zu identifizieren.
- Halloween-Effekt: Ein alternativer Name für die „Sell in May“-Regel, basierend auf der Idee, im Herbst, rund um Halloween, wieder in den Markt einzusteigen.
Denkanstöße und weiterführende Fragen
- Wie relevant ist die „Sell in May“-Strategie in einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Finanzwelt?
- Welche alternativen saisonalen Strategien könnten Anleger heute nutzen, um von Marktzyklen zu profitieren?
- Inwieweit könnten neue Technologien wie KI und automatisierter Handel traditionelle saisonale Muster verändern?
- Sollte die „Sell in May“-Regel mit anderen Indikatoren kombiniert werden, um die Entscheidungsfindung zu optimieren?
- Welche Rolle spielen psychologische Faktoren wie Sommerurlaub und reduzierte Marktaktivität für die Wahrnehmung dieser Strategie?
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